WEIL ES MORGEN ZU SPÄT SEIN KANN…4 min read

„Was machst du schon wieder im Urlaub? Du warst doch erst! Na, du musst es ja dicke haben!“

Diesen Satz habe ich in letzter Zeit öfter gehört. Und eigentlich geht´s niemanden was an, aber die Erklärung dafür ist easy. Dieses Jahr ist tatsächlich das zweite Mal, dass ich mir einen größeren Urlaub gönne. Und ja, es fühlt sich ungewohnt an, sich selbst so viel Zeit zu nehmen. Aber dieser Sommer hat mir wieder einmal gezeigt, wie kostbar Zeit ist.

Here´s why!

Vor ein paar Wochen ist der Bruder einer sehr guten Freundin bei einem Autounfall ums Leben gekommen, zwei Tage vor seinem 44. Geburtstag. Ich bin 42. Der Gedanke, dass ich nur noch 2 Jahre leben könnte, macht mir Angst! Plötzlich werden Dinge unwesentlich: das große Geld, die neuen Klamotten, der perfekte Körper, die ewige Optimierung. All das, worüber ich mir so oft den Kopf zerbreche, verliert schlagartig an Bedeutung. Weil ich spüre, wie zerbrechlich das Leben ist.

In solchen Momenten wird mir bewusst, wie endlich alles ist. Vielleicht vergisst man das wieder im Alltagstrott, aber eins habe ich mir fest vorgenommen: Ich will nicht mein Leben lang arbeiten, um mit 65 in Rente zu gehen und festzustellen, dass ich das Leben verpasst habe.
Ich will nicht zurückschauen und merken, dass ich zu viel Zeit mit den falschen Dingen verbracht habe. Dass es mir wichtiger war, gemocht zu werden, als mich selbst zu lieben, dass es mir wichtiger war, schlank zu sein, als zu genießen.

Deshalb lebe ich jetzt.

Weil es viel zu schnell vorbei sein kann.
Ich habe keine Lust mehr, mich über unwesentliche Dinge wie das Wetter zu beschweren, ändern kann ich’s sowieso nicht. Was ich ändern kann, ist mit wem ich meine Zeit verbringe, was ich tue, wie ich zu mir selbst bin und was ich der Welt zurückgebe.

Ich will jeden Tag dankbar sein, für das, was ich habe, für das, was ich erleben darf und für die Menschen, die mich begleiten. Denn nicht allen ist das vergönnt. Tarek, du kannst das nicht mehr. Du kannst nicht mehr reisen, keine neuen Pläne mehr schmieden, keine Zeit mehr mit deinen Liebsten verbringen und deine Liebsten auch nicht mehr mit dir.

Das ist der Grund, warum ich heute das tue, was ich tue.

Und natürlich liebe ich meine Arbeit, ich kann mir ja schließlich jeden Tag selbst aussuchen, was ich tue, deshalb bin ich meine eigene Chefin geworden. Aber noch mehr liebe ich Neues zu entdecken, Zeit mit wunderbaren Menschen zu verbringen, zu reisen und zu genießen.
Wenn ich fünfmal im Jahr raus will, dann bin ich weg.
Wenn ich ein paar Monate woanders leben möchte, dann tue ich das.
Wenn ich spüre, dass ich etwas ändern muss, dann ändere ich es.

Weil ich nicht bis irgendwann warten möchte. Weil ich viel zu lange warten musste (das ist nochmal ein anderes Thema). Weil ich nicht will, dass mein Leben nur aus Arbeit und Pflichten besteht. Weil ich leben will – jetzt.